Volltreffer mit alter Marienvesper von Monteverdi
Ein klang- und ausdrucksstarker Volltreffer war die Aufführung der 400 Jahre alten Marienvesper des genialen Monteverdi (1567–1643), der die Architektur und Akustik der Barockkirche zugute kam. Die Partitur an der Grenze von Renaissance und Barock verbindet alte Formen mit der jungen, affektgeladenen melodischen Linie und mit der opernmäßig inspirierten Vokal- und Instrumentalmusik. Das nützt musikalischen Worterlebnissen, reichhaltiger Abwechslung, der Aussagestärke und Spannung.
Diese Elemente haben dem jungen Dirigenten Johannes Hiemetsberger die Richtung der Interpretation vorgegeben. Er ließ die Musik im Einklang mit ihrer Aussage sprechen und vermittelte auch einen beeindruckenden Raumklang. Die Wiedergabe war immer eindringlich, musikalisch sauber, ansprechend und beeindruckend. Der ausgezeichnete Chor mit seinen jungen Stimmen agierte sehr deutlich, beweglich und präzise.
Für die zwischen den einzelnen Abschnitten der Monteverdi-Partitur eingeschobenen Antiphonen im Gregorianischen Choral kann man sich keine bessere Interpretation als durch die „Choralschola der Wiener Hofkapelle“ vorstellen.
Für die vielfältigen Aufgaben der Solopartien stand ein Doppelquartett mit qualitativ hervorragenden und sehr einheitlichen Stimmen zur Verfügung. Besonders hervorzuheben sind der wohltuende Klang der beiden Soprane und der Tenor mit der Vermittlung von Expressivität und aberwitzigen Koloraturen. Das kleine Orchester (Ensemble Prisma Wien, Ensemble Tonus) mit seinen alten Instrumenten war gut in das Geschehen und damit in den Vokalpart integriert. Es lieferte beispielsweise strahlenden Glanz, behutsame Töne aus Harfe und Laute sowie klangvolle Violinsoli.
Diesem schwer einzuordnenden Werk gelang es, den Zuhörer auch mit Sphären-Tönen über den Zeitraum von 400 Jahren zurückzuversetzen.