Sonne, Mond und Gesang
Mag die katholische Kirche momentan nicht die beste Reputation in der Öffentlichkeit haben, im Osterklang Wien hat sie einen perfekten Marketing-Partner gefunden: Auf der Suche nach Spiritualität schien die Minoritenkirche aus allen Nähten zu platzen.
Ja, sehr viele wollten Johannes Hiemetsberger und seinen Chorus sine nomine mit modernen Werken zu Christi Passion, den Schmerzen der Jungfrau Maria, aber auch Lobpreisungen Gottes erleben. Seit jeher beschäftigte Komponisten Franz von Assisis Hohelied auf Bruder Sonne, Schwester Mond und den höchsten Herren. Sofia Gubaidulina, bekannt für religiöse Bezüge in ihren Kompositionen, schrieb ihren „Sonnengesang“ 1997. Klang ist Gubaidulinas Devise: In der Karwoche 2010 ließ der Cellist Friedrich Kleinhapl den sakralen Raum erklingen. In archaischen Beschwörungsformeln ergänzte das Soloinstrument die brachialen Einwürfeder Percussionsinstrumente, über allem die sphärischen Töne der Celesta.
Und natürlich die zarten Diskante des Chorsoprans: „Laudato si – Gelobt seist Du, Herr“ wechselte sich mit energischen, versöhnlich harmonischen Musikbrocken ab. Auch wenn nicht jeder Einsatz perfekt gelang, konnte die Ausgewogenheit des Wiener Vokalensembles ebenfalls in Kurt Nystedts Kreuzweg „O Crux“ überzeugen. Kurzes Werk, große Wirkung: In John Taveners „Svyati“ riefen die Sänger, Chormeister Hiemetsberger und der einsame Cellist zum innigen, altslawisch-orthodoxen Gebet. Viele Momente zur Selbstreflexion.