Schöngesang der Bösewichter
Wien – Auf den Opernbühnen macht sich Bryn Terfel etwas rar. Dafür ist der Bassbariton, für viele momentan der Fachbeste, gerade auf Tour, um die CD “Bad Boys” zu promoten. Der Waliser räumt zwar selbst ein, dass es problematisch sein kann, Opernarien aus ihrem Zusammenhang zu reißen, dennoch gelang ihm ein hinreißendes Panorama von Opernbösewichtern (plus einige Musicalausflüge). Wobei: In der Tourfassung wurden CD-Auszüge mit einigen zwischengeschalteten Orchester- und Chornummern kombiniert, bei denen der Chorus sine nomine allerdings deutlicher glänzte als die Münchener Instrumentalisten unter Gareth Jones.
Raffiniert, wie der Chor beim Song des Sportin’ Life aus Porgy and Bess Terfels swingendes Timing und seine freie Diktion übernahm. Stimmlich wirkte dieser wuchtig gesetzte Schlusspunkt freilich gar kultiviert, wie auch die Moritat von Mackie Messer (Dreigroschenoper) zu nahe am opernhaften Schöngesang landete.
Unübertrefflich dafür die Ausschnitte aus Terfels eigentlicher Domäne, etwa die Cavatina des Dulcamara (Liebestrank), die er mit abgründiger Komik brachte. Voller Schwärze dann Scarpias Te deum (Tosca), mit scharfer Diktion und in fast makellosem Deutsch die Arie des Kaspar (Freischütz). Den Schlussgag, mit dem er auf der CD seine Wandlungsfähigkeit zeigt und die Tontechniker ihre Kunststücke, musste er live freilich schuldig bleiben:Auf der Aufnahme singt er im Finale des zweiten Akts von Don Giovanni diesen Schurken, den Leporello und den Komtur gleichzeitig.