Kurzweilige Klangfülle
Das RSO Wien überzeugte mit kontrastreichen Werken.
Mit „Un sourire“, einem Lächeln, konnte das Publikum das Konzerthaus am Sonntagabend verlassen. Davor war im Rahmen eines abwechslungsreichen Programms nicht zuletzt Olivier Messiaens gleichnamiges Werk erklungen: Cornelius Meister, Chefdirigent am Pult des Radio-Symphonieorchesters Wien, gelangen die Wechsel zwischen schwebend-lyrischen und kraftvoll-perkussiven Momenten hervorragend.
Bei „Le visage nuptial“ von Pierre Boulez ergänzten Sopranistin Yeree Suhn und Altistin Hilary Summer sowie die Damen des MDR Rundfunkchores und des Chorus sine nomine das Ensemble. Während der Chor klanglich beeindruckend mit dem Orchester verschmolz, gingen die Solistinnen häufig im sehr kraftvoll musizierten Gesamtklang unter. Hilary Summer konnte dennoch meist mit voluminöser Stimme in unterschiedlichen Registern überzeugen, Yeree Suhn dagegen erschien in vielen Passagen relativ blass mit geringerem Ausdruck und Klangvolumen.
Der Ruhepol des Abends: Anton Bruckners vierstimmige Motette „Christus factus est“, die vom stimmungsvollen Chorus sine nomine a cappella gesungen wurde. Tadellos in Intonation und Homogenität, war dies schlichtweg eine Glanzleistung!
Dieser folgten „Biblische Lieder, op. 99“ von Antonín Dvořák mit dem polnischen Bariton Artur Rucinski, der sowohl durch seine textliche Gestaltung als auch mit vollem Stimmklang überzeugen konnte. Cornelius Meister zeigte sich als versierter Begleiter und führte das Orchester gefühlvoll und facettenreich durch die zehn Lieder. Eine Interpretation wie aus einem Guss.
(„Wiener Zeitung“, Malina Standke, 23.05.2017)