Konzerthaus: Der „Gospel Messiah“ reißt alle mit
„Too Hot to Händel“: Marin Alsop, das RSO Wien und Chorscharen machten das barocke Oratorium zum Jazzfest.
Von Marion Eigl
Lang hat es nicht gedauert, bis sich rhythmisches Kopfnicken und Fußklopfen bemerkbar machten – und das in allen Altersgruppen. „Too Hot to Handel. The Gospel Messiah“ funktioniert auch hierzulande. Vor über dreißig Jahren schon hatte Marin Alsop die Idee, Händels „Messiah“ in einer Gospel- und Jazzversion auf die Bühne zu bringen und tat sich dafür mit den Arrangeuren Gary Anderson und Bob Christianson zusammen. Der Erfolg war so groß, dass diese Fassung mittlerweile fix zu US-Programmen gehört.
Nun lud das Konzerthaus zum Mitklatschen ein. Die Einbeziehung des Publikums ist für Alsop wesentlich. Sie zählt laut ein, swingt am Pult mit und animiert alle: Alsops Charisma zieht und verbindet. Alle spüren ihre Wertschätzung. Jedes Solo, jeder noch so kleine kreative Beitrag wird von der Dirigentin honoriert. Besonders der oben in einer Loge positionierte Superar Kinderchor.
Händels Musik klingt natürlich ungewohnt in dieser Bearbeitung. Drumset, extrem viele Saxophonstellen, Hammondorgel, Klavier, Bongos, Chimes. Alles da, neben dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien und den von Johannes Hiemetsberger einstudierten, mächtigen Sangesscharen: Chorus sine nomine, Chorus Juventus, Landesjugendchor NÖ und von der Musikuni der „smaragd“-Chor.
Neben der Instrumentierung fällt der starke rhythmische Eingriff auf. Manche Veränderung gefällt sehr, andernorts ist das Original subtiler, inniger, ergreifender. Tenor Zwakele Tshabalala ist eine Wucht, auch beim Scatten; elegant wendig formte Tini Kainrath ihre Sopransoli. Herz und Seele weit werden ließ die Sängerin Chanda Rule mit ihren Balladen. Und beim „Hallelujah“ stand der ganze Saal. Ein absoluter Feelgood-Abend. Chapeau!