Donnerstag, 4. April 2019

Herrliche Stimmen

Das Lisztfestival ist auch ganzjährig ein Garant für spannende musikalische Entdeckungen
„Groß der Herr zu allen Zeiten“: Glasklar und ungemein feinsinnig ertönte der schöne Sopran der erst 21-jährigen Miriam Kutrowatz: Nach dem Text von Franz Grillparzer komponierte Franz Schubert die sechsteilige, umfangreiche Kantate „Mirjams Siegesgesang“ für Sopran, Chor und Klavier. Für den enormen Beifall bedankte sie sich als Zugabe noch mit dem sehr innig gesungenen Lied „Nähe des Geliebten“. Nicht nur hier, sondern das gesamte Konzert über erwies sich dabei ihr Vater und Intendant Eduard Kutrowatz als souveräner Begleiter.
Hauptprotagonist dieses Konzertes beim Lisztfestival am Geburtsort in Raiding war aber der „Chorus sine nomine“ unter seinem Gründer und präzise dirigierenden Johannes Hiemetsberger. Und dieser gefiel durch große Gestaltungskraft, viele feine Nuancen und ausgewogener Balance zwischen den einzelnen Stimmgruppen. Hauptkomponist des Abend war Schubert, der etliche mehrstimmige Vokalwerke für Frauen- und Männerstimmen und gemischte Ensembles, a cappella oder meist mit Klavierbegleitung geschrieben hat: Hymnenartige, geistliche wie „Gott der Weltschöpfer“ erklangen im vollen Konzertsaal ebenso wie der mystische „Gesang der Geister über den Wassern“, der von einem Streichquintett begleitet wurde.
Aber auch Fröhliches wie „Die Geselligkeit“ oder „Der Tanz“ gab es zu hören. Und natürlich auch sehr gelungene Bearbeitungen von Herwig Reiter zweier Liszt-Lieder „Der du von dem Himmel bist“ und „Über allen Gipfeln ist Ruh“, die durch ergreifende Innigkeit gefielen.