Haydn, Il Ritorno di Tobia
Wackelige Leidenschaft
Im Haydnjahr nützt der musikhistorisch bewanderte Dirigent Martin Haselböck die Chance, Vergessenes hervorzukramen. Und siehe da: Abseits der „Schöpfung“ und „Jahreszeiten“ hat „Papa Haydn“ ein älteres, hochmelodisches Oratorium vorzuweisen. „Il ritorno di Tobia“ überrascht mit schönen Arien und packenden Chorstellen. Uninspirierter ist dagegen der Text rund um die alttestamentliche Erzählung über den blinden Tobit und dessen Heilung. Sehr zu schaffen machen den Solisten – vor allem Stefanie Irányi – die virtuosen Koloraturen. Verzeihlicher sind kleine Unsicherheiten der Einspringerin Bernarda Bobro, Arien meistert sie dafür souverän, ebenso Romelia Lichtenstein, Tilman Lichdi und Florian Boesch. Haselböck wiederum dirigiert leidenschaftlich, aber unpräzise, was zu vermasselten Einsätzen führt: Bei einer ergreifenden Sopran-Arie klappt bei den Holzbläsern schlicht gar nichts. Lob verdient der Chorus sine nomine.