Feiner Auftakt mit dem Concentus Musicus
St. Georgen im Attergau: Dritte Ausgabe der Nikolaus-Harnoncourt-Tage.
Die Nikolaus-Harnoncourt-Tage sollen an den 2016 verstorbenen österreichischen Dirigenten und Pionier der historischen Aufführungspraxis erinnern. Bereits traditionell beim Eröffnungskonzert in der Pfarrkirche St. Georgen im Attergau war am Freitag der Concentus Musicus Wien dabei, jenes 1953 gegründete Ensemble, mit dem Harnoncourt die Sichtweise auf die Musik des Barock und der Wiener Klassik revolutionierte und das Denken über Klanglichkeit und Ausdruckskraft in neue, eigentlich alte, historisch belegbare Dimensionen führte.
Die Devise dabei: Musik nicht aus dem Jetzt zu begreifen, sondern zu forschen, wo, wie und warum diese Klänge entstanden sind und wie sie damals geklungen haben könnten. Dieser spekulativen Lesart von Werken Wolfgang Amadeus Mozarts und Joseph Haydns hat man sich auch am Freitag unter der Leitung von Stefan Gottfried gewidmet. Konkret jener D-Dur-Symphonie, die Mozart als Zwölfjähriger Anfang Dezember 1768 in Wien komponierte.
Danach Haydns „Schöpfungs“-Messe, die ihren Namen aufgrund eines Zitats aus Haydns gleichnamigem Oratorium erhielt, das die Stelle „Du nimmst hinweg die Sünde der Welt: erbarme dich unser“ im Gloria sehr ungewöhnlich heiter erklingen lässt. Gemeinsam mit dem klanglich fein und textdeutlich agierenden Chorus sine nomine (Johannes Hiemetsberger) sowie den ideal harmonierenden Solostimmen von Martina Daxböck, Ida Aldian, Johannes Bamberger und Matthias Helm gelang eine stimmige Aufführung.
Fazit: Ein gelungenes Auftaktkonzert, das zwar nicht jene Suggestivkraft Harnoncourts hervorbrachte, aber dennoch überzeugte.
Michael Wruss, OÖNachrichten