Drei Tage im Geiste Nikolaus Harnoncourts
… Unter Stefan Gottfrieds Leitung gelang das dem Concentus und dem fabelhaften Chorus sine nomine mit einer scharfkantigen Aufführung des Mozart-Requiems, in der Harnoncourt-Freunde manches wiedererkennen mochten, was der Dirigent seinerzeit selbst im Plattenstudio zu realisieren versuchte – also nicht nur die forschen Akzentuierungen in den Passagen, in denen Mozart apokalyptische Visionen beschwor, sondern auch die geradezu angstvolle Zurücknahme des Chorgesangs in Pianissimi am unteren Rand der Hörschwelle.
Nur Vermutungen kann man darüber anstellen, was der faustische Hinterfrager Harnoncourt heute zu einer solchen Wiedergabe der Partitur zu sagen hätte – vermutlich hätten ihm vor allem die Solostimmen der Damen gefallen, der vibratoarme, aber sinnliche Sopran von Miriam Kutrowatz oder der satte, ausdrucksvolle Alt der Patricia Nolz. Aus dem Geist von Harnoncourts unermüdlicher Lehrtätigkeit gespeist wohl auch die schlanke Stimmführung von Tenor Johannes Bamberger und Bass Matthias Helm. …