Montag, 7. Oktober 2024

Der Geschichte verpflichtet

Concentus Musicus mit Händels Alexander’s Feast im Musikverein
Von Jens Klier

Zum eigentlichen Saisonauftakt des Concentus Musicus Wien im heimischen Musikverein fand ein Werk auf den Pulten Platz, das als eines zählen darf, welches mittlerweile zu einem beliebten, mit dem Ensemble, seiner Geschichte und vor allem derjenigen des Stücks und der Spielstätte selbst untrennbar verbundenen Evergreen gehört. Es ist Händels zweite große Vertonung zu Ehren der Heiligen Cäcilia, Alexander’s Feast or The Power of Musick […]

Anstelle dieses sonst in der Historie natürlich an der Seite des CMW zu hörenden Klangkörpers waren die seit einigen Jahren dazugekommenen Stammkollegen des Chorus sine nomine unter Einstudierung Johannes Hiemetsbergers nun chorischer Vokalpartner im Händeloratorium – in Händels Fassung, ohne das Zwischenakts-Concerto-grosso HWV318. Und der CSN agierte großartig, geschmeidig phrasierend und beweglich in seiner Geschlossenheit, das Vokale teils körperlich unterstreichend, mit reinen Sopranhöhen und auch darüber hinaus kultiviert, ja neu krafttankend, in den Kultstatus erreichenden Ode-Nummern.

Eine aus dem Erbe heraus wachsende Gelassenheit mit genauso aus der Verpflichtung resultierenden Griffig- und angenehmen Galligkeit verband der CMW unter leitendem Dirigenten und mit Basslaute André Almeida Ferreira hübsch die Rezitative verzierendem Cembalisten Stefan Gottfried. […]

Erwähnte Wallroth glich sich dagegen der Formidabilität von Chor und Orchester zur musenhaften Cäcilienschmeichelung an, als sie ihren dezenten, vom Grundton silbrigen Sopran in den Arien und Accompagnati so kundig mit dunkelgoldigem, runderem Timbre sowie reicherem und dabei doch variiertem Wärmungsvibrato versetzte, wie sie ihn gleichfalls allgemein kundig mit stilistisch noch passenderer Phrasierung und Betonung einbrachte. […]