Mittwoch, 22. Dezember 2021

Geballte Oratorienkraft im Advent

Musikverein. Bachs „Weihnachtsoratorium“ und Händels „Messias“ trotzten in rascher Folge in beeindruckenden Wiedergaben dem Demonstrationslärm in der Wiener City.

Durch eine lockdownbedingte Verschiebung fand die Aufführung von Bachs „Weihnachtsoratorium“ unter Martin Haselböck just dann statt, als draußen Demonstrationen stattfanden. Während sich Haselböck eingangs an das Publikum wandte, hörte man noch Polizeisirenen. Doch dann machte das „Jauchzet, frohlocket“ kraftvoll die Querelen vor der Tür vergessen.

Durch die Verschiebung hatten es die Wiener Akademie und der Chorus sine nomine gleich mit drei (von vier) Solisten zu tun, die eingesprungen waren.

Umso bewundernswerter die Leistung, allen voran jene von Jan Petryka, der die Evangelien-Stellen deutlich artikulierte. Der junge Tenor, der im Sommer auch bei den Salzburger Festspielen in „Gold“ aufgefallen war, war somit ein eindringlicher Erzähler. Er wusste aber auch in der Arie „Frohe Hirten“ mit gekonnten Koloraturen und tragfähiger Stimme zu beeindrucken. In der Altpartie war Alois Mühlbacher eingesprungen, der vor über zehn Jahren mit Königin-der-Nacht- und Zerbinetta-Aufnahmen als „Wunderkind“ bekannt wurde und 15-jährig an der Staatsoper debütierte. Er setzt seine flexible, nuancenreiche Stimme effektvoll und mit langem Atem ein.

Und der Sopran von Theodora Raftis? Er ist oft klar, intensiv und voll Leichtigkeit, dann wieder sanft und anschmiegsam, kurz auch mit mysteriösem Unterton.

Die sanfte Frohbotschaft
Bass Günter Haumer komplettierte das Quartett mit guter Höhe und edlem Timbre. Der Chorus sine nomine, exzellent vorbereitet von Johannes Hiemetsberger, und die Wiener Akademie verbreiteten Bachs Frohbotschaft butterweich. […]

von Theresa Steininger